Soest - Ist die Lebensmittel-Ausgabe der Tafel geöffnet, stehen die Menschen Schlange. Oben in der Küche wird bereits das Essen für den Mittagstisch zubereitet – ein Angebot für Menschen, die über so wenig Geld verfügen, dass sie froh sind, sich eine warme Mahlzeit abholen zu können.
Die Tafel gehört zum Alltag in Soest, und sie wird von einer wachsenden Zahl von Bedürftigen in Anspruch genommen. Die Mitarbeiter retten Lebensmittel und helfen Menschen. Bei der Mitgliederversammlung wurde einmal mehr deutlich, wie wichtig diese Einrichtung ist, die sich als ergänzendes Angebot versteht, den Bedarf zum Leben zu decken.
Ist es gut, dass es Tafeln gibt, oder eher schlecht, weil sie unentbehrlich sind?
Der Vorsitzende Michael König stellt in seinem Jahresbericht zur Mitgliederversammlung fest: „Schön ist, dass unsere Arbeit – wenn schon unvermindert notwendig – zumindest auf kontinuierlich gutem Niveau funktioniert.“ Schlecht allerdings sei, dass die Ursachen, die zur Gründung der Organisation führten, nach wie vor bestehen. Auch nach 19 Jahren sei immer noch festzustellen, so König, dass gute Lebensmittel achtlos weggeschmissen werden – teilweise Obst und Gemüse direkt nach der Ernte, aber auch Wurst und Fleisch direkt in den Großschlachtereien – „daran hat sich nichts, aber auch gar nichts geändert.“ Er sagt ebenso: „Es hat sich auch nichts an der materiellen und – als häufige Folge – an der sozialen Ausgrenzung der Gäste und Kunden der Tafel geändert. Armutsbericht, Studien und Pressemeldung belegen seit Jahren die immer selbe Problematik, Wohlfahrtsverbände und Tafeln kritisieren ebenso lange die völlig unzureichende Armutsbekämpfung, und die betroffenen Menschen leben seit Jahren in einer Situation, die sich auf Dauer individuell eher verschlechtert.“
Wer packt mit an?
An einem normalen Arbeitstag (Einsammeln der Lebensmittel, Tütenausgabe, Mittagessen) sind es um die 25 Menschen. Etliche sind arbeitslos, helfen aber bei der Tafel und erhalten eine Aufwandsentschädigung von 1,50 Euro im sogenannten 1-Euro-Job. Weiterhin sind täglich mehrere Ehrenamtliche im Einsatz, eine Reihe davon schon seit Jahren.
Was leisten die Helfer?
Es werden an sechs Wochentagen auf unterschiedlichen Routen Spenden eingesammelt. Was reinkommt, wird täglich sortiert und gelagert. Dreimal in der Woche läuft die Lebensmittel-Ausgabe. König: „Wöchentlich werden 350 bis 400 Tüten ausgegeben, wir erreichen damit weiterhin 1 100 Personen.“ An fünf Tagen gibt es den Mittagstisch, auch hier sei die Anzahl der täglich 80 bis 100 Gäste recht konstant. Der Vorsitzende macht deutlich: „Das ist dann auch unsere Belastungsgrenze.“ Einige Menschen, die den Weg zur Tafel in der Thomästraße nicht selber antreten können, nutzen die Hauslieferung.
Wie stellt sich die Bilanz nach 19 Jahren in Zahlen dar?
Schätzungsweise gaben die Helfer in dieser Zeit 380 000 Mittagessen aus sowie 420 000 Lebensmitteltüten, die Fahrer legten gut 480 000 Kilometer zurück. Gut sechs Millionen Kilogramm Lebensmittel wurden verwertet statt vernichtet.
Die Tafel sorgt dafür, dass Menschen genug zu essen haben. Und sonst noch?
Da sei vor allem die gesellschaftliche Teilhabe zu nennen, betont Michael König und nennt Beispiele: die Beteiligung am Patenmahl in der Stadthalle oder die Organisation von Tagesausflügen für die Gäste. Der Vorsitzende weiß: „Wir sind für nicht wenige Menschen in Soest der Ort, wo ein Großteil ihrer sozialen Kontakte stattfindet.“
Quellen:
Text: www.soester-anzeiger.de
Foto: Niggemeier
Datum 02. Dezember 2019